Blog Warum und wozu Yoga? Wohin wird das alles führen? Und was kommt nach dem Yoga Sutra?

Warum und wozu Yoga? Wohin wird das alles führen? Und was kommt nach dem Yoga Sutra?

Über die Gita, den Spirit of Yoga, sowie göttliche und dämonische Eigenschaften

Arjuna Bhagadvad Gita. Yoga Workshop Überlingen am Bodensee

 

Warum und wozu Yoga? Wohin wird das alles führen? Und was kommt nach dem Yoga Sutra?

Die Antwort kann man in der Bhagavad Gita ("der Gesang Gottes") finden, eine Metapher auf das Leben. Die Bhagavad Gita ist ein bedeutender philosophischer Text und Teil der Mahabharata, "der großen Geschichte Bharatas). Die Mahabharata ist eines der umfangreichsten literarischen Werke der Menschheit. Eine deutsche Online-Übersetzung findest Du hier: Das Mahabharata des Krishna-Dwaipayana Vyasa

Einer der Hauptprotagonisten der Bhagavad Gita ist Arjuna, ein Prinz, der sein Heer versammelt hat um sich zu holen was ihm gehört. Es kommt zur Schlacht. Arjuna bittet seinen Wagenlenker Krishna, den 8. Avatar Visnus (der erhaltenden Kraft), den Streitwagen in die Mitte des Schlachtfelds zu lenken damit er sich einen Überblick verschaffen kann. Als er dann sieht wer und was sich alles gegen ihn versammelt hat und die schiere Größe des gegnerischen Heeres lässt einen Kampf aussichtlos erscheinen. Er verliert sämtlichen Mut, legt seine Waffen nieder und sinkt auf dem Boden. Sein Wagenlenker Krishna gibt sich in diesem Moment als das "Göttliche" zu erkennen und beginnt Arjuna im Yoga zu unterweisen. Er fordert ihn auf aufzustehen und zu kämpfen, weil es sein Dharma sei (seine Pflicht), als Krieger. Und darüber hinaus sei es sein Svadharma (seine persönliche Pflicht und Verantwortung das Richtige zu tun).

Er wendet sich an Arjuna mit den folgenden Worten:

 

"Diesen großen Krieg gewinnt man dadurch, dass man Schmerzen und Freude, Nutzen und Schaden, Sieg und Niederlage in gleicher Weise annimmt"

(Quelle: Bhagavad Gita, deutsche Erstausgabe, Übersetzung und Interpretation von Peter Kobbe, ISBN 978-3-442-21607-9 WG 2476)

 

Die Schlacht beginnt.

Das gegnerische Heer setzt sich in Bewegung. Schmetternd und dröhnend ertönen Muschelhörner, Pauken,Kuhhörner und Trompeten. Es ist ein ohrenbetäubender Lärm!

Mit dem Wissen das richtige zu tun und auf der gerechten Seite zu stehen, erwidert das Heer von Arjuna den Tumult mit Muschelhörnern, Trompeten und Trommeln. Der Lärm ist gleich dem Donner der von der Erde zum Himmel widerhallt. Das Getöse scheint sogar noch größer zu sein obwohl Arjuna's Heer um ein vielfaches kleiner ist.

Dies lässt das gegnerische Heer erschaudern.

Diese Stelle in der Gita beschreibt einen wichtigen Aspekt wenn es um den Spirit der Yoga Praxis geht. Vielleicht gab es in Deinem Leben schon einmal Situationen die aussichtlos erschienen und in denen Du den Mut verloren hast.

Das gegnerische Heer besteht aus all den kleinen und großen, leichten und schweren Problemen, Situationen und notwendigen Entscheidungen die im Laufe des Lebens erscheinen und erfahren werden. Anstatt einer Passivität diesbezüglich suggeriert diese besondere Stelle in der Gita Aktivität.

Die Feinde erschaudern davor. Dieses Gefühl ist assoziiert mit Panik, ein Gefühl der Angst, das der  Gegner empfindet, wenn wir kommen um ihn uns zu holen. Aber um dieses Gefühl im Feind auszulösen erfordert es diese gewisse Ausrichtung im Inneren. Dies ist der Spirit mit dem der Yogi kämpfen sollte, anstatt passiv zu warten bis die Probleme einen (ein)holen, verfolgt er diese aktiv, um sie zu holen!

In der Darstellung der Szene zur Bhagavad Gita, ist Arjuna auf seinem Streitwagen (der Körper), er spannt den Bogen ein ums andere mal und versucht den Feind stets angemessen zu treffen (das sind die Entscheidungen im Leben). Überspannt er den Bogen verfehlt der Pfeil sein Ziel, hat der Bogen nicht genügend Spannung wird der Pfeil ebenso sein Ziel verfehlen. Der Streitwagen wird durchs Leben gelenkt durch Krishna (das Göttliche). Gezogen wird der Streitwagen von 4 weißen Rössern (das sind die 4 Sinne). Auf dem Streitwagen ist eine Fahne angebracht, die Fahne Hanumans. Dies deutet auf die 26 göttlichen Merkmale und Eigenschaften hin, die Hanuman auf sich vereint, und die durch Yoga erreicht werden können. Diese 26 göttlichen Merkmale werden in Kapitel 16, Daiva-Asura-Sampad-Vibhaga-Yoga, der Bhagavad Gita durch Krishna wie folgt beschrieben:

  1. Furchtlosigkeit
  2. Reinheit (des Herzens und der Gefühle)
  3. Festigkeit (im Streben)
  4. Mildtätigkeit
  5. Sinneskontrolle
  6. Opferung (im Sinne des Gebens)
  7. Studium heiliger Schriften
  8. Askese (Tapas!)
  9. Aufrichtigkeit
  10. Nichtverletzen (Ahimsa)
  11. Wahrheitsliebe
  12. Fehlen von Zorn
  13. Entsagung (nicht anzuhaften)
  14. Gleichmut
  15. Nicht verleumden
  16. Mitgefühl
  17. Neidlosigkeit
  18. Milde
  19. Bescheidenheit
  20. Entschlossenheit
  21. energische Kraft
  22. Versöhnlichkeit
  23. Seelenstärke (Mut, Ausdauer, Toleranz)
  24. Reinlichkeit (Sauca)
  25. Freisein von Hass
  26. Freisein von Stolz

 

Ebenso zählt Krishna im folgenden die gegensätzlichen, entarteten bzw. dämonischen Merkmale auf:

  1. Stolz (Angeberei)
  2. Wichtigtuerei (Überheblichkeit)
  3. Eitelkeit
  4. Zorn
  5. Härte (Grobheit)
  6. Unvermögen zu unterscheiden (zwischen Richtig und Falsch, dem Wahren und Nichtwahren, Wirklichkeit und dem Nichtwirklichen)

 

Durch eine stetige Praxis der 8 Glieder/Säulen des Ashtanga Yoga nach Patanjali wird es möglich diese 26 göttlichen Merkmale zu kultivieren. Dies wird das individuell mögliche Potential erheblich verbessern und damit ermöglichen, das Leben in seiner gesamten Fülle zu erfahren.