Samhita Gheranda Samhita

Gheranda Samhita

Die "Gheranda Samhita" ist ein klassischer Text des Hatha Yoga, der in Form eines Dialogs zwischen dem Weisen Gheranda und seinem Schüler Chanda aufgebaut ist. Geschrieben vermutlich im 17. Jahrhundert. Sie bietet detaillierte Anleitungen zu verschiedenen Yoga-Praktiken. Der Text ist wichtig für das Verständnis der Entwicklung des Hatha Yoga und seiner philosophischen Grundlagen und ein wesentlicher Leitfaden für diejenigen, die sich mit den physischen und spirituellen Aspekten des Yoga beschäftigen.

Die "Gheranda Samhita" gliedert sich in sieben Kapitel mit einer Gesamtzahl von ungefähr 350 Versen:

  1. Shodhana (Reinigung): Das erste Kapitel befasst sich mit den Shatkarmas, den sechs Reinigungsübungen. Diese Praktiken sollen den Körper von innen reinigen und umfassen Techniken wie Neti (Nasenspülung), Dhauti (Reinigung des Verdauungstraktes), und andere.
  2. Asana (Körperhaltungen): Das zweite Kapitel widmet sich den Asanas, den Körperhaltungen. Hier werden 32 Asanas detailliert beschrieben, die jeweils bestimmte körperliche und energetische Vorteile haben.
  3. Mudra (Gesten/Energetische Siegel): Das dritte Kapitel behandelt verschiedene Mudras. Diese Gesten oder Positionen sind dazu gedacht, die Lebensenergie (Prana) im Körper zu lenken und zu regulieren.
  4. Pratyahara (Sinnesrückzug): Im vierten Kapitel wird Pratyahara erörtert. Diese Praxis des Rückzugs der Sinne von äußeren Objekten hilft, die Konzentration zu verbessern und den Geist auf die Meditation vorzubereiten.
  5. Pranayama (Atemkontrolle): Das fünfte Kapitel konzentriert sich auf Pranayama, die Kontrolle des Atems. Verschiedene Atemtechniken werden erläutert, die sowohl die physische Gesundheit verbessern als auch die geistige Konzentration steigern.
  6. Dhyana (Meditation): Im sechsten Kapitel wird die Praxis der Meditation (Dhyana) behandelt. Es werden verschiedene Techniken zur Beruhigung des Geistes und zur Förderung meditativer Zustände beschrieben.
  7. Samadhi (Erkenntnis): Das siebte und letzte Kapitel befasst sich mit Samadhi, dem Zustand der Erkenntnis.

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Inhalt der Gheranda Samhita:

Shodhana (Reinigung): Dhauti umfasst eine Reihe von Reinigungstechniken, die darauf abzielen, den Verdauungstrakt zu reinigen. Es gibt verschiedene Formen von Dhauti, darunter das Reinigen des Magens durch das Trinken und anschließende Erbrechen von Wasser (Vamana Dhauti) und das Reinigen des unteren Verdauungstraktes.

  1. Basti: Basti ist eine Art Yoga-Einlauf, der zur Reinigung des Dickdarms dient. Bei dieser Technik wird Wasser in den Dickdarm eingeführt und dann ausgeschieden, um Toxine und Abfallstoffe zu entfernen.
  2. Neti: Neti ist eine Reinigungstechnik für die Nasenwege. Die bekannteste Form ist Jala Neti, bei der salzhaltiges Wasser durch die Nasenwege geführt wird, um diese zu reinigen und zu klären. Eine andere Form ist Sutra Neti, bei der ein dünner Faden oder Katheter verwendet wird.
  3. Trataka: Trataka ist eine Reinigungstechnik, die sich auf das Augenlicht konzentriert. Sie beinhaltet das starre Fixieren eines Objektes (oft einer Flamme), um die Sehkraft zu verbessern und die Konzentration zu fördern.
  4. Nauli: Nauli ist eine fortgeschrittene Praxis, die sich auf die Reinigung und Stärkung der Bauchorgane konzentriert. Dabei werden die Bauchmuskeln in einer wellenartigen Bewegung manipuliert, um die inneren Organe zu massieren und zu stimulieren.
  5. Kapalabhati: Kapalabhati, oft als "Leuchtender Schädels-Atem" bezeichnet, ist eine Atemtechnik, die die Lungen reinigt und das Blut mit Sauerstoff anreichert. Sie besteht aus einer Serie von schnellen, kraftvollen Ausatmungen und wird oft als Vorbereitung für Pranayama-Praktiken verwendet.

 

Asana (Körperhaltungen):

  1. Siddhasana: Vollkommener Sitz
  2. Padmasana: Lotussitz
  3. Bhadrasana: Gütiger Sitz
  4. Muktasana: Befreiter Sitz
  5. Vajrasana: Diamant- oder Donnerkeil
  6. Svastikasana: Glücksbringer
  7. Simhasana: Löwe
  8. Gomukhasana: Kuhkopf
  9. Virasana: Heldensitz
  10. Dhanurasana: Bogen
  11. Mritasana: Totenstellung
  12. Guptasana: Verborgene Haltung (Sitz)
  13. Matsyasana: Fisch
  14. Matsyendrasana: Herr der Fische (nach dem Weisen Matsyendra benannt)
  15. Paschimottanasana: Sitzende Vorwärtsbeuge
  16. Gorakshasana: Beschützer der Kühe (nach dem Weisen Goraksha benannt)
  17. Utkatasana: Der Stuhl (Thron)
  18. Sankatasana: Eine Variante des Adlers
  19. Mayurasana: Pfau
  20. Kukkutasana: Hahn
  21. Kurmasana: Schildkröte
  22. Uttanakurmasana: Ausgestreckte Schildkröte
  23. Mandukasana: Frosch
  24. Uttana Mandukasana: Ausgestreckter Frosch
  25. Vrikshasana: Baum
  26. Garudasana: Adler
  27. Vrishabhasana: Stier
  28. Shalabhasana: Heuschrecke
  29. Makarasana: Krokodil
  30. Ushtrasana: Kamel
  31. Bhujangasana: Kobra
  32. Yogasana: Yogasitz

 

Mudra (Gesten/Energetische Siegel):

  1. Mahamudra (Großes Mudra)
  2. Nabhomudra (Himmelsmudra)
  3. Uddiyana (Fliegender Verschluss)
  4. Jalandhara Bandha (Kehlverschluss)
  5. Mula Bandha (Wurzelverschluss)
  6. Mahabandha (Großer Verschluss)
  7. Mahavedha (Großer Durchdringender)
  8. Khechari Mudra (Raumwanderndes Mudra)
  9. Viparita Karani (Umgekehrtes Tun)
  10. Yoni Mudra (Ursprungs- oder Schoß-Mudra)
  11. Vajroli Mudra (Donnerkeil-Mudra)
  12. Shakti Chalana (Energiebewegungs-Mudra)
  13. Tadagi Mudra (Teich-Mudra)
  14. Manduki Mudra (Frosch-Mudra)
  15. Sambhavi Mudra (Sambhavi-Mudra)
  16. 5 Dharana Mudras (Fünf Dharana-Mudras)
  • Parthiva Dharana (Erd-Dharana)
  • Ambhasi Dharana (Wasser-Dharana)
  • Agneyi Dharana (Feuer-Dharana)
  • Vayavi Dharana (Luft-Dharana)
  • Akasi Dharana (Äther-Dharana)
  1. Ashvini Mudra (Pferde-Mudra)
  2. Pasini Mudra (Pasini-Mudra)
  3. Kaki Mudra (Krähen-Mudra)
  4. Matangini Mudra (Matangini-Mudra)
  5. Bhujangini Mudra (Schlangen-Mudra)

 

Pratyahara (Sinnesrückzug):

Über den Rückzug der Sinne um die Klarheit des meinenden Selbst (Chitta) zu erreichen:

  • Sehen
  • Hören
  • Riechen
  • Schmecken

 

Pranayama (Atemkontrolle):

In diesem Kapitel wird Pranayama erklärt und verschiedene Pranayama-Techniken detailliert beschrieben, darunter:

  1. Surya Bhedana: Eine Atemtechnik, die sich auf das rechte Nasenloch konzentriert, um die Sonnenenergie (Pingala Nadi) zu aktivieren.
  2. Ujjayi: Eine beruhigende Atemtechnik, bei der die Kehle leicht verengt wird, um ein rauschendes Geräusch beim Atmen zu erzeugen.
  3. Sitkari: Eine kühlende Atemtechnik, bei der durch die Zähne eingeatmet wird.
  4. Shitali: Eine weitere kühlende Atemtechnik, bei der durch die gerollte Zunge eingeatmet wird.
  5. Bhastrika: Eine energiegeladene Atemtechnik, die oft als "Blasebalg-Atem" bezeichnet wird.
  6. Bhramari: Eine Atemtechnik, die das Summen einer Biene nachahmt und zur Beruhigung des Geistes dient.
  7. Murchha: Eine Technik, die auf das Erreichen eines tranceähnlichen Zustands oder einer bewusstseinsverändernden Erfahrung abzielt.
  8. Plavini: Eine fortgeschrittene Technik, bei der Luft geschluckt wird, um im Wasser zu schweben oder ein Gefühl der Leichtigkeit zu erzeugen.

 

Dhyana (Meditation):

Das Kapitel fokussiert sich auf Dhyana, die Meditation. Dhyana wird als Zustand tiefer Konzentration und geistiger Absorption beschrieben

 

Samadhi (Erkenntnis):

  1. Samadhi Yoga: Yoga der Erkenntnis (ein allgemeiner Begriff für die verschiedenen Samadhi Zustände)
  2. Dhyana Yoga Samadhi: Erkenntnis durch Versenkung
  3. Nada Yoga Samadhi: Erkenntnis durch Klangs(Nada)
  4. Rasanana Yoga Samadhi: Erkenntnis durch Erkennen der Substanz
  5. Laya Siddhi Yoga Samadhi: Erkenntis durch Auflösung
  6. Bhakti Yoga Samadhi: Erkenntnis durch Hingabe
  7. Raja Yoga Samadhi: Erkenntnis durch Königs Yoga

Quelle (Auswahl):

Name Autor Jahr
The Gheranda Samhita, a Treatise on Hatha Yoga Sris Chandra Vasu 1895
Gheranda Samhita Raj Bahadur Srisa Chandra Vasu
1914 (1979 Edition)
The Gheranda Samhita Raj Bahadur Srisa Chandra Vasu 1986
Gheranda Samhita Swami Niranjananada Saraswati 1992
Über die Gheranda Samhita Yoga Vidya ONLINE